Auch Millionen Deutsche mußten Zwangsarbeit leisten:
Massensterben in ausländischen Vernichtungslagern
Auch Millionen deutsche Zivilisten haben nach dem  2.Weltkrieg jahrelang Zwangsarbeit leisten müssen.

Nahezu eine Million von ihnen wurden nach dem Ende des Krieges 1945 zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion unter unmenschlichen Bedingungen verschleppt, darunter auch Kinder. Rund 500.000 deutsche Zivilisten aus den Oder-Neiße-Gebieten (Nieder-und Oberschlesien, Hinterpommern, Ostbrandenburg, Posen, West- und Ostpreußen) und Polen, 30.000 Sudetendeutsche und 160.000 deutsche Zivilisten aus Südosteuropa wurden 1945 aus ihrer Heimat zur Zwangsarbeit in die UdSSR deportiert, um dort für Jahre ausgebeutet zu werden. Allein auf den Transporten nach Rußland starben bereits  zehn Prozent der Deportationsopfer an Mißhandlungen, Hunger und Kälte.
Aber der Transport war erst die Vorhölle. Fast die Hälfte der sogenannten Reparationsverschleppten starb in den Lagern. Über die entmenschlichten Zustände in den Kolyma-Lagern, die zu den schlimmsten der Sowjetunion zählten, berichtete eine deutsche Jüdin entsetzt und fragend über das Schicksal junger Frauen: „Warum brachen die sowjetischen Offiziere, die die Siebzehnjährigen verhörten den Mädchen die Schlüsselbeine und traten ihnen die Rippen mit ihren schweren Militärstiefeln ein? Das Leben der Frauen in Kolyma war unglücklich, aber kurz."

Der amerikanische Gewerkschaftsbund stellte in seinem Manifest von 1947 ernüchtert fest:“Paradoxerweise ist gerade jenes Land, das sich selbst „sozialistisch“ nennt und dessen Regierungsform als „ Arbeiterrepublik“ bezeichnet wird, das Zentrum der umfangreichsten und schlimmsten  Sklavenhaltung, die heute noch auf der Erde existiert."

Nicht nur in die Sowjetunion wurden Deutsche als Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen deportiert. Auch in Polen, der Tschechoslowakei und Jugoslawien gab es Zwangsarbeits- und Vernichtungslager für Millionen von Deutschen. Bis zu ihrer Ausweisung durch diese Länder wurden praktisch alle Deutschen dort zur Zwangsarbeit herangezogen, auch außerhalb von Lagern.
In Polen und den polnisch besetzten Gebieten gab es in 1.255 Lagern mehr Tote, als bei den Vertreibungstransporten. Allein im Lager Lamsdorf/Oberschlesien starben von 8.000 Insassen 6.048. Auch in anderen oberschlesischen Zwangsarbeitslagern herrschte unbeschreibliche Grausamkeit. Planmäßiges Erschießen von arbeitsunfähigen Alten und Kranken gehörte in verschiedenen Lagern zum Tagesgeschäft.
In der Tschechoslowakei wurden nach dem Krieg  2.061 Arbeits-, Straf- und Internierungslager unterhalten. Die Grausamkeiten in diesen Lagern waren unbeschreiblich. Allein im Lager Mährisch-Ostrau wurden bereits bis Anfang Juli 1945 350 Insassen zu Tode gefoltert. Die Methoden reichten vom Totprügeln bis zur chinesischen Art, nach der sich eine Ratte langsam in den Bauch des Gefolterten frißt. Es spricht für sich, daß Überlebende dieser Monsterlager über Nacht weiße Haare bekamen und andere geisteskrank wurden.
Die Zustände in den jugoslawischen Lagern waren eher noch schlimmer. Der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes hat für diesen Raum 1.562 Lager und Gefängnisse ermittelt. Im Mai 1945 waren praktisch alle bis dahin noch dort lebenden Jugoslawiendeutschen in Lagern interniert und mußten Zwangsarbeit verrichten. Man unterschied offiziell Zentralarbeitslager, Ostlager und Konzentrationslager für Arbeitsunfähige. Die letzten wurden inoffiziell auch End- oder Vernichtungslager genannt.
Allein im größten Lager  dieser Art, Rudolfsgnad, sind von 33.000  Menschen nach den geretteten Aufzeichnungen eines Lagerarztes 9.503 Deutsche verstorben, davon 8.012  Erwachsene und 491 Kinder unter 14 Jahren.
Namen wie Gakowo, Jarek oder Rudolfsgnad im damaligen Jugoslawien, Potulitz, Lamsdorf oder Schwientochlowitz in den deutschen Ostgebieten unter polnischer Herrschaft oder Theresienstadt und Olmütz-Hodolan in der CSR stehen für viele andere Zwangsarbeitslager in diesen Bereichen.

All das geschah in einem Zeitraum, als im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozeß gegen Nazigrößen Todesurteile auch wegen Deportationen  und Zwangsarbeit ausgesprochen wurden.
Schicksale durch Zwangsarbeit und Lagerqual lassen sich mit Geld, in welcher Höhe auch immer, nicht aufwiegen. Was not tut, ist die Erkenntnis über diese Verbrechen durch die Staaten, in denen das Ungeheuerliche geschah.

Was not tut, ist zudem die Aburteilung der noch lebenden Verantwortlichen. Hier herrscht tiefes Schweigen in bezug auf die deutschen Opfer.

(Quelle: Regensburger Bistumsblatt Nr. 5 vom 25. Januar 2000)                                                

Anmerkung: Als am  8. Mai 1945 das nationalsozialistische Unrechtsregime zu Ende ging, begann für die deutschen Menschen, vor allem in der östlichen Reichshälfte, keineswegs eine Herrschaft des Rechts; der Schrecken erschien nur in anderer Gestalt. Millionen wurden in den Westen des Reiches, auf das Gebiet der  “alten” Bundesrepublik vertrieben oder mußten als Kriegsgefangene oder Zivilverschleppte im Osten und im westlichen Europa Zwangsarbeit leisten. Nur wenige Deutsche haben den 8. Mai seinerzeit als Tag der Befreiung empfunden. Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein.